Bericht über unsere Projekte im Jahr 2020
Wie so Vieles in der Welt hat das Corona-Virus auch unsere Pläne für dieses Jahr kräftig durcheinander gewirbelt. Von mancher Idee mussten wir uns verabschieden, neue Projekte entwickelten sich, einige angefangene Bauarbeiten konnten jedoch nach dem Lock Down weitergeführt werden. Leider konnten wir unsere zahnärztlichen Behandlungen nicht wie gewohnt im Halbjahresrhythmus fortsetzen und die geplanten Augenuntersuchungen nicht anbieten. Wir hoffen auf 2021/2022! Mit der Hilfe unserer Spender und Spenderinnen, und vor allem mit den für uns eingerichteten Daueraufträge, konnten wir trotzdem einiges voranbringen.
So wurde das „Moglihaus“ in Luna weiter ausgebaut. Es erhielt eine geschlossene Veranda, die zusätzlich Stauraum und Rückzugsmöglichkeiten für die zukünftigen 4 Bewohner bietet. Auch wurde eine Terrasse im ersten Stock errichtet, die über eine Außentreppe zugänglich ist. Die Stromleitungen wurden gelegt und an das Netz angeschlossen. Ich hatte im September die Gelegenheit, gespendete Möbel aus unserem Lager in Luncani auszusuchen und dort aufzubauen. Anfang Oktober werden Aurelian (Mogli) und seine 3 älteren Verwandten endlich einziehen können. Im nächsten Jahr soll dann das kleine Bad fertig gestellt werden. Derzeit befindet sich ein Plumsklo im Außenbereich.
Erfreuliche Bautätigkeiten gibt es auch von ICAR zu berichten. Die jüngeren Bewohner (unsere ehemaligen Jugendlichen, die langsam eigene Familien gründen) haben das Heft in die Hand genommen und den Bau von Außentoiletten für jede Familie und die Reparatur der Zugangsstraße zur Siedlung (an der Unterführung) selbst organisiert und finanziert. Diese jungen Leute haben in den letzten 10 Jahren viel von den Mitgliedern des Vereines „Castel Banffy“ gelernt, jede erdenkliche Unterstützung erfahren, und es stimmt hoffnungsvoll, dass sie nun selbst ihr Leben meistern werden.
Freude macht es auch zu sehen, wie Valentin und seine Familie sich weiter entwickeln. Sie habe eine kleine Schweinezucht aufgebaut (7 Ferkel), gestalten ihren kleinen Garten, haben das Dach nach ihren Wünschen umgebaut. Sie versuchen nach allen Kräften, ohne weitere Hilfe auszukommen. Sie äußern immer wieder ihre Dankbarkeit uns gegenüber und genieren sich, weitere Unterstützung anzunehmen. Wir haben ihnen jedoch in diesem Jahr in einem Second-Hand-Laden in Deutschland passende Wohnzimmermöbel gekauft, denn ihre alte „Schrankwand“ war buchstäblich aus den Fugen geraten und roch nach dem Schimmel, der vor dem Hausumbau im letzten Frühjahr überall im Haus zu finden war. Auch habe ich im Sommer mit dem Kauf einiger Futtersäcke für die Schweine ausgeholfen, da der Kühlschrank der Familie leer war. Diese Familie lehrt mich Demut, wenn ich an einige unserer „Probleme“ denke.
Finanziell haben wir dem Verein hinsichtlich der Hausnebenkosten hin und wieder ausgeholfen sowie die Reparatur eines der beiden Transporter und dessen TÜV bezahlt. Der Geldmangel war in diesem Jahr besonders spürbar, da Gerhard von der Volkshilfe Wien freigestellt wurde und somit ohne persönliche Einnahmen blieb. Grund dafür war ein Führungswechsel in der Volkshilfe Wien und damit verbunden eine Beendigung der 30-jährigen Entwicklungshilfe Rumänien. Die Volkshilfe wendet sich nun verstärkt anderen Projekten, besonders außerhalb Europas zu. Bewegend jedoch war es, zu beobachten, wie alle Menschen, die dem Verein nahe stehen und seine Arbeit bewundern, dazu beigetragen haben, dass es auch ohne eine regelmäßige Einnahmen weiter geht. Rumänische Mitglieder, die schon lange im Ausland leben und arbeiten, haben regelmäßig Geld geschickt, Freunde aus Deutschland (so auch wir) und aus Österreich haben sich zusammen getan, um das Vereinshaus am Laufen zu halten.
Und so wurde ein Projekt begonnen, das ich ebenfalls für sehr wichtig erachte, und das in den letzten Jahren bei der Sorge für die Armen zu kurz kam. Die Verbesserung der Bausubstanz des Vereinshauses begann im August mit der Verbreiterung der Terrasse, dem Legen einer Drainage, der Betonierung einer Garagenauffahrt und der Renovierung des Wäschetrockenplatzes. Außerdem wurde die Eingangstür neu verglast, da das Glas im Sommer gesprungen war und ein Loch nur provisorisch verklebt werden konnte. Sämtliche Arbeiten wurden dank unserer Spender komplett von uns finanziert. Die Renovierung des Hauses soll im nächsten Jahr oberste Priorität haben (Fortführung der Terrasse um das Haus herum, Rampe für angelieferte Hilfsgüter, Dämmung der Garage, Sanierung der Dusche).
Zur Erinnerung: das Vereinshaus ist nicht irgendein Ort, in welchem nach unseren Vorstellungen gelegentlich dröge Versammlungen von dickbäuchigen Mitgliedern abgehalten werden. Dieses Haus ist der Dreh- und Angelpunkt aller Aktivitäten, die das Leben der Menschen in den Siedlungen wieder lebenswert machen. Es ist für viele Menschen Notunterkunft und einziger Hoffnungsschimmer. Ab März 2021 wird Gerhard eine vorgezogene Rente bekommen und damit ein kleines Einkommen, welches er, wie ich ihn kenne, eins zu eins weiterleiten wird, um die ärgsten finanziellen Sorgen zu beheben.
Nicht zuletzt wollten wir dem Mann Anerkennung zollen, der seit 20 Jahren dem Verein treu zur Seite steht und sämtliche Bautätigkeiten ausführt, manchmal mit zwar ambitionierter, aber sehr unprofessioneller Hilfe durch Jugendliche von ICAR oder Luna, oft aber alleine, egal ob es Wochenende ist, es in Strömen gießt oder die Sonne brennt. Es war uns ein wichtiges Anliegen, Sandu Pop wenigstens ein regelmäßiges monatliches Taschengeld zukommen zulassen, als Dank für seinen unermüdlichen Einsatz für den Verein und damit für die Ärmsten in den Siedlungen. Wir erinnern an dieser Stelle, dass Sandu (41 Jahre alt) weder krankenversichert ist, noch jemals eine Altersrente beziehen wird.
Ich hoffe, dass mein Bericht einen kleinen Einblick gibt in das, wofür wir uns alle in diesem Jahr eingesetzt haben, sei es durch Spenden oder wie ich, durch Engagement vor Ort, um zu erfahren, wo „es brennt“. Ich danke Euch allen! Ihr seid großartig! Liebe Grüße Annette