Portrait: Marco Antonio Berkei, 24 Jahre alt
Marco wurde in eine Familie mit 4 Kindern hineingeboren. Nach der Trennung der Eltern brachte die Mutter weitere 5 Kinder zur Welt, der Vater zeugte mit einer anderen Frau bisher 7 Nachkommen. Die Vernachlässigung der Kinder, die Enge, der Schmutz und täglicher Hunger zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben Aller. Marco wurde von klein auf darauf getrimmt, in der Stadt Turda betteln zu gehen. Brachte er nichts nach Hause, so wurde er geschlagen und flüchtete oft mit einer Decke in dunkle Straßenecken, um dort die Nacht zu verbringen.
Mit 12 Jahren wurden aus den Betteltouren Straftaten. Er stahl, überfiel mit weiteren Kindern und Jugendlichen wehrlose Leute und verkaufte das Diebesgut. Das Geld brachte er seiner Mutter, die je nach Laune, Essen oder Alkohol davon kaufte. Irgendwann wurde die kriminelle Liste so lang, dass er in Untersuchungshaft für Jugendliche genommen wurde. Der Staatsanwalt suchte nach einer Lösung, und so kam Marco mit knapp 16 Jahren nach Luncani in das Vereinsheim unter die Obhut von Gerhard Spitzer. Von diesem Zeitpunkt an, besuchte er eine Schule der 2. Chance, wo er die Grundzüge des Lesens, Schreibens und Rechnens notdürftig erlernte. Auch erlebte er zum ersten Mal, wie man richtig Geschirr spült, warmes Essen zubereitet, sich duscht, den Fußboden reinigt.
Da er stark kurzsichtig ist und aufgrund einer Augenfehlstellung wurde er mit 18 Jahren nach Deutschland eingeladen, wo er einen Augenarzt konsultierte und eine Brille bekam. Zum ersten Mal sah er die Welt nicht „wie in einem Nebel“. Auch spürte er, dass es Menschen gibt, die ihn lieben und die sich um ihn bemühen.
Doch schon bald sollte ihn seine unselige Vergangenheit einholen. Wie ein Hammerschlag aus dem Nichts kam das Gerichtsverfahren, das ihn für seine unfreiwilligen Kindheitssünden zu 2 Jahren und 3 Monaten Haftstrafe in einem „Erziehungsheim“ verdonnerte. Marco wurde aber in diesem Gefängnis, auch wenn es 6 Autostunden entfernt lag, nicht vergessen. Gerhard, Sandu und auch Annette aus Deutschland, besuchten ihn regelmäßig, brachten ihm Essen, Kleidung und Trost. Nach gut einem Jahr wurde er auf Bewährung entlassen und arbeitete danach wieder auf den Sozialbaustellen des Vereins mit. Marcos größter Traum war der Autoführerschein. Dafür hätte er aber einen Kurs an einer Schule finden müssen, um besser Lesen und Schreiben zu lernen. Auf diesen Kurs wartete er über ein Jahr, denn der rumänische Staat interessiert sich wenig für seine Kinder…
Doch nicht jede Geschichte findet ein gutes Ende: durch eine weitere Straftat, zu der er von Verwandten angestiftet wurde, verurteilte man ihn erneut zu einer dreißigmonatigen Haftstrafe, die er derzeit verbüßt.
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