Es gibt immer etwas zu tun… (Oktober 2024)
Nachdem Nicole (unser stomatologischer Neuzugang), Sandu und ich eine Woche lang Patienten aus den umliegenden Siedlungen kostenlos zahnmedizinisch versorgt hatten, und Nicole nach Deutschland zurückgekehrt war, gab es nun andere Aufgaben zu erledigen.
Die Weiterführung der Renovierungsarbeiten im Vereinshaus stand an, und nachdem wir unsere kleine Praxis im Lager sicher verstaut hatten, begannen wir auch schon mit einigen Jugendlichen sowie ehemaligen Bewohnern des Vereinshauses den langen Flur, Zentrum des Hauses, auszuräumen. Dieser Flur ist für uns Wohn-, Ess- und Begegnungszimmer in einem. Hier wird gegessen, diskutiert, gespielt…Hier werden Lebensmittel sortiert, die danach an bedürftige Familien verteilt werden. Hier finden schulische Aktivitäten und Freizeitangebote statt. Während der Zahnbehandlungen verwandelt sich dieser Raum in ein gut gefülltes Wartezimmer. Besucher aus den umliegenden Dörfern werden „im Flur“ willkommen geheißen…manchmal übernachtet sogar jemand auf der Couch, weil alle anderen Schlafmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Da er nicht über Fenster nach draußen verfügt, besaß er bisher den zweifelhaften Charme eines Kellerraumes, zusätzlich betont durch die dunkle Holzdecke. Seid langem träumten wir davon, diesen Raum freundlicher zu gestalten.
Auch gab dieses Projekt den Jugendlichen und jungen Erwachsenen Gelegenheit, ihre Fähigkeiten beim Malern auszutesten und zu perfektionieren. Vor Beginn dieser Arbeit mussten jedoch schadhafte Stellen neu verputzt und anschließend geschliffen werden, was Zeit beanspruchte und viel Dreck machte. Gerne hätten einige Helfer dann direkt den Pinsel in die Farbeimer getaucht. Das war also schon die erste Lektion: Bevor man weiterarbeiten kann, muss das Objekt gereinigt werden. Des Weiteren halten hier die meisten Leute das Abkleben vor dem Streichen für reine Geld- und Zeitverschwendung. So war dieser Arbeitsschritt die zweite Lektion für die jungen Leute. Die Anstrichphase war aufwändig. Die Decke wurde mit einem dreifachen weißen Farbauftrag versehen, mit einer Trocknungsphase von jeweils 12 Stunden. Auch die Wände, die vorher in einem gedeckten Blau gestrichen waren, mussten mehrmals mit der Farbrolle bearbeitet werden. Die dritte Lektion hieß also: Geduld! Belohnt wurden die Bauhelfer durch die Komplimente, die gelegentliche Besucher den Veränderungen zollten. (im Vereinshaus ist es oft wie auf dem Bahnhof, ein Kommen und Gehen ) Das Ergebnis kann sich sehen lassen, alles ist nun schön hell. Am Ende wurde der Fußboden mit vereinten Kräften gereinigt und der Flur wieder eingeräumt. Das gemeinsame Arbeiten fördert das freundliche Miteinander und das Gemeinschaftsgefühl. Auch das Selbstbewusstsein wird durch den Erfolg gestärkt. Zitat Iosif Popă (36 Jahre, Altenpfleger): „Ich wusste gar nicht, dass ich auch streichen kann. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Pinsel in der Hand hatte.“
Unterdessen reiste Thomas mit seinem Bus aus Berlin an. Sandu und er bauten in zwei Tagen eine Holztreppe, die nun aus der Garage in den Dachboden führt. Hilfsgüter können so einfacher im Obergeschoss zwischengelagert werden. In Eigenregie konstruierte Thomas auch noch ein Holzbett aus verschiedenen Teilen, die sich auf dem Dachboden befanden. Zusammen mit einem zweiten, von ihm aus Deutschland mitgebrachten Bett und gekauften Matratzen, Deckbetten und neuer Bettwäsche konnten wir Sara (8) und Darius (11), die Kinder der Familie Bisioch aus Luna glücklich machen. Mit leuchtenden Augen nahmen sie ihre ersten eigenen Betten entgegen. Bisher hatten sie sich ein Bett gemeinsam mit ihrer Mutter teilen müssen, während der Vater auf einer Couch schlief.
Gemeinsam mit Thomas machte ich mich auf den langen Heimweg, während Sandu noch zwei weitere Wochen in Luncani blieb, beschäftigt mit weiteren dringenden Arbeiten rund um das Haus.
Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für diese schöne erfüllte Zeit! Auch ein großes Dankeschön an unsere Sponsoren, ohne die diese Arbeit finanziell nicht zu schultern wäre. Mersi mult!
Annette Kirchner-Schröder